Tag der Region: Bärweiler begrüßt krumme Kartoffeln |
mit freundlicher Genemigung |
07. 10. 2012 - BÄRWEILER
In Bärweiler war nicht nur am Samstag schwer was los: Beim Markttag der kleinen Gemeinde war, nach Idar-Oberstein und Sargenroth, jetzt der dritte und damit letzte "Tag der Region" 2012 zu Gast, eine Traditionsveranstaltung des Regionalbündnisses Soonwald-Nahe.
Die 256 Einwohner kleine Gemeinde wurde extra dafür ausgewählt, weil sie mit ihrem monatlich statt findenden Markt am "Modellprojekt Grundversorgung" des Landes teilnimmt. Das Besondere dabei: Die Einwohner selbst haben Einfluss darauf, welche Marktbeschicker gebucht werden – und verbessern so die Nahversorgung und die Lebensqualität im Ort. Ein Baustein, damit die Gemeinde auch weiter gefragt ist.
Vor dem Bürgerhaus gaben sich am Samstag Kürbisse und Klöße, Mohrrüben und Marmelade ein Stelldichein: An mehreren Ständen konnten die Besucher Produkte aus der Region erstehen oder sich ein warmes Mittagessen schmecken lassen, zubereitet mit Lebensmitteln aus dem Naheland.
Einen Kürbis für daheim, zur Erinnerung an einen Urlaub im Naheland: Christl Wagner aus Thüringen und Inge Bamberger (rechts) aus Steinhardt. Foto: Cordula Kabasch |
Mehrere hundert Menschen kamen zu dem Fest, darunter natürlich vorwiegend Dorfbewohner, aber auch Gäste von weiter her: Christl Wagner aus Thüringen etwa reiste zusammen mit ihrer Freundin Inge Bamberger aus Steinhardt an. Die beiden kauften Honig, Rinderschinken und Birnen ein. "Wir fahren in viele Dörfer, in denen etwas los ist", erklärt Inge Bamberger. "Und da decken wir uns mit Produkten der Region ein." Zwei Frauen also, die das leben, was sich die kleine Gemeinde wünscht: Das Dorf soll lebendig bleiben, soll Perspektiven bieten zuerst für seine Bewohner.
Schließlich gibt es in Bärweiler keine Einkaufsmöglichkeit mehr, worauf Ortsbürgermeister Hans Gehm hinwies. Wenn dann noch Gäste herfinden, wie etwa zum Markttag, umso besser. Darüber hinaus aber geht es beim Markt auch um den Verkauf von Produkten, die die Wirtschaft vor Ort stärken. Staatssekretär Thomas Griese aus dem Umweltministerium, das die Schirmherrschaft über die Tage der Region übernommen hat, forderte in seiner Rede bei der Eröffnung: "Regionale Lebensmittel müssen wir nehmen, die frisch und gesund sind."
Äpfel aus der Region hatte Christoph Orlob aus Gau-Algesheim im Gepäck, der das Obst zusammen mit seinem Sohn Simon verkaufte. Beim Markttag in Bärweiler waren auch sie gut nachgefragt. |
Griese sprach sich gegen die "aufgewärmte Einheitspampe" aus, die manche Schulkinder vorgesetzt bekämen und die auch ein Gesundheitsrisiko darstellen könne, wie zuletzt die Erkrankungen tausender Kinder und Jugendlicher in Ostdeutschland bewies. Griese warb für den Kauf von saisonalen Lebensmitteln, vor Ort hergestellt und auch dort verkauft.
Das können die Menschen aus Bärweiler zum Glück schon länger, und Samstag feierten sie ihre Markt denn auch kräftig. Hinter dem Feuerwehrhaus zeigte die ehemalige Naheweinprinzessin und Soonwaldfee Daniela Groß aus Winterbach den Kindern, dass man aus Kartoffeln nicht nur ein Mittagessen zaubern, sondern damit auch Drucken kann. Dr. Rainer Lauf, Vorsitzender des Regionalbündnisses, kürte bei einem Wettbewerb namens "Lob der krummen Kartoffeln" genau die Grumbeeren, die ungewöhnlich geformt sind und "dennoch Wertschätzung verdienen", wie er betonte.
Besonders gut besucht war der Markt dann gegen 15 Uhr, als unter anderem Ortsbürgermeister Hans Gehm als Modell auftrat und schicke Kleidung vorführte. Auch die Kochaktion, bei der Udo Maletzke von der "Lohmühle" aktiv war, lockte viele Bärweilerer her. (cob)
Am Gartenzaun ist für die Einwohner nicht Schluss
Interview Ortsbürgermeister: Markttag bringt Menschen zusammen - Dorf soll Alt und Jung Zukunft bietenDamit Bärweiler trotz des Strukturwandels ein lebendiges Dort bleibt, sind die Menschen im Ort und die Vereine sehr engagiert. Ortsbürgermeister Hans Gehm erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, welche Projekte ihm besonders am Herzen liegen.
Herr Gehm, warum ist der Markttag so wichtig für die Gemeinde?
Wir waren früher mal ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf. Vor 50 Jahren hatten wir hier noch 60 Betriebe im Vollerwerb. Heute gibt es noch einen. Bei so einem Wandel bröckeln manchmal auch Kontakte untereinander.
Damit das öffentliche Leben nicht total schwindet und am Ende jeder hinter seinem Gartenzaun bleibt, wollen wir etwas tun. Der monatliche Markt ist eine Möglichkeit, damit sich die Menschen an einer Stelle des Dorfes treffen können.
Wie ist es denn um die Dorfgemeinschaft bestellt?
Wir haben schon eine gute Dorfgemeinschaft, aber die muss beständig gepflegt werden, damit Bärweiler für junge Leute ebenso attraktiv ist und bleibt wie für alte. Wir wollen keine Schlafgemeinde sein.
Wie setzen sie das um?
Wir haben auf unserem Informationspfad im Dorf Bänke aufgestellt damit sich die Senioren auch mal setzen können. In unserer Theatergruppe spielen 15 Leute jedes Alters zusammen. Dann haben wir Computerkurse, wo junge Leute Älteren den Computer erklären. Außerdem gibt es viele Feste im Dort: Das Haxenessen zum Beispiel, unser Herbstfest oder auch unser gemeinsamer Martinsumzug. cob