Windräder sind nicht ohne RisikoBürgerversammlung Limbacher gegen Bauprojekt |
mit freundlicher Genemigung |
Volles Haus in Limbach. Bei der Infoveranstaltung gab es viel Protest gegen die geplanten Windräder im benachbarten Bärweiler. |
Von unserem Mitarbeiter
Bernd Hey
• Limbach. Die geplanten Windenergieanlagen auf den Eignungsflächen 8 in Bärweiler/Lauschied und insbesondere auf der Gemarkung Bärweiler/Kirschroth im Bereich Schwarzenberg in unmittelbarer Grenze zur Ortsgemeinde Limbach "stehen noch lange nicht und werden nicht gebaut" - diese Prognose war einhelliger Tenor an den Stehtischen nach der lnfoveranstaltung, zu der die Ortsgemeinde Limbach ins Bürgerhaus "Alte Schule" eingeladen hatte.
"150 Stühle reichten nicht", informierte Ratsmann Klaus Herrmann, und Ortsbürgermeister AIfons Ingenhaag dankte fürs Kommen. Fast zwei Stunden lauschten die Zuhörer den fundierten Ausführungen von vier ausgewiesenen Experten. Museumsbetreiber Michel Altmoos aus Staudernheim referierte über die Wirtschaftlichkeit der Windräder, den Naturschutz und zeigte Alternativen auf.
Heimspiel hatte der Limbacher Geowissenschaftler Tobias Haeger - die elementar wichtige Trink- und Grundwasserversorgung war sein Metier. Sylke Müller-Althaus aus Argenthal informierte in Wort und Bild über Landschafts- und Artenschutz und ein Leben mit Windrädern, und Roland Zick aus Hundsbach sprach die seit 2013 besonders geschützte Sobernheimer Talweitung und die historisch wichtige Kulturlandschaft "Altenberger Bachlauf" zwischen Meddersheim und Kirschroth an, die im Umkreis von fünf Kilometern per Gesetz schützenswert ist, die Sonderfläche einschließt und bis Hundsbach reicht.
Dies war ein völlig neuer und gewichtiger Aspekt, der allein schon das Aus bedeuten könnte - neben dem Grundwasserreservoire, dem Vorkommen von Rotmilan und Schwarzstorch, einem hohen Fledermausaufkommen sowie der Bedeutung eines Vogelzugkorridors.
Alle neuen Aspekte müssen bei der heutigen Ratssitzung in den Einspruch der Ortsgemeinde Limbach eingearbeitet werden, denn bei der Verbandsgemeinde Bad Sobernheim läuft am 21. März eine zweite Einspruchsfrist ab.
Im Vorfeld und am Abend wurden fast 200 private Einsprüche namentlich unterzeichnet und an die VG Bad Sobernheim adressiert. In Limbach und den Nachbarorten brodele es gewaltig gegen weitere Windräder. "Da ist richtig Dampf im Kessel und Feuer unterm Dach.
Alle, die dort Land haben und Vorverträge unterschrieben, sind heute Abend nicht da", sagten Jugendliche, Junglandwirte und Ratsmitglieder im Anschluss an den Stehtischen.
Unaufgeregt, sachlich-informativ und voller Leidenschaft pro Flora und Fauna, für Naturschutz und Umwelt plädierten alle Redner als Experten auf ihrem Gebiet gegen Windenergieanlagen und zeigten Chancen und Risiken auf. Naturschutzbiologe und Ökologe Altmoos bezeichnete Nahe-Windkraft als "Öko-Un-Logisch": Windräder-Strom habe keine Grundlast, sei Flatterstrom, ineffizient, weil die bereits bestehenden 30000 Windenergieanlagen nur neun Prozent im Strom-Mix und zwei Prozent am Primärenergiebedarf lieferten.
"Windenergieanlagen ersetzen keine Atomkraft, das erneuerbare Energien Gesetzkürzel "EEG" übersetzte er als "Energiewende Erkennbar Gescheitert".
Der Limbacher Geologe Haeger berichtete von Tausenden Liter Hydrauliköl in den Windkraftanlagen, der sensiblen Hydrogeologie sowie den drei Limbacher Brunnen mit einer tatsächlichen Förderquote bis 400000 Kubikmeter im Jahr und einer möglichen Fördermenge bis 552 000 Kubikmeter. Sein Fazit: "Die Brunnen ziehen ihr Wasser nicht aus dem Porengrundwasser der Talsedimenten, sondern aus den darunter liegenden Rotliegend-Sedimenten der so genannten Warderner- und Sponheimer- Schichten".
Sie konnten das Publikum mit Sachkenntnis überzeugen, und die Zuhörer klebten an ihren Lippen: Die Referenten (von links) Biologe Michael Altmoos, Naturschutz- Initiative-Vorsitzende Sylke Müller-Althauser, Roland Zick, Ortsbürgermeister Alfons Ingenhaag und Geologe Tobias Haeger, die die Risiken der Windenergieanlagen beleuchteten. |
Sylke Müller-Althauser sprach der Sonderbaufläche glatt die Berechtigung ab: "Lediglich die Fläche 8 liegt innerhalb des Vorranggebietes gemäß dem regionalen Raumordnungsplan. Die Fläche 9 und angrenzende Weißfläche als PlanfIäche sind nach dem Baugesetzbuch Paragraph 35 zur Privilegierung der Windkrat nicht als
Vorranggebiete für WEA ausgewiesen. Von einem "Biodiversitätsdesaster" sprach sie und bezeichnete das landesweit fehlende Monitoring sowie Tausende tote Rotmilane und Bussarde als "Schlagopfer". Ein Raunen ging durch die Zuhörerreihen, als sie Vorher-Nachher-Bilder des Hunsrücks zeigte, der "seine biologische Vielfalt für unser aller Leben, seine Landschaftsästhetik, Sichtachsen und seine Seele verlor" und wo auf einem Foto 60 Windräder zu sehen waren.
"Diesen Wildwuchs will ich nicht", äußerte VG-Bürgermeister Werner Müller und stützte sich auf die zuvor zitierten "wichtigen Einwände" wie Ausschlussbeschluss, die geschützte Nahe-Kulturlandschaft und neueste hydrologische Gutachten. Er sei sich nicht sicher, ob dies bislang räumlich und in Gänze gewichtet wurde, macht er sinngemäß deutlich. Eine Windkraftverhinderungspolitik dürfe indes nicht betrieben werden - die Planungsgemeinschaft Rheinhesssen-Nahe habe Vorranggebiete ausgewiesen, andere in Rheinland Pfalz nicht. "Doch die wurden wieder ausgehebelt" indem man neben der Eignungsfläche über die Flächennutzungspläne der VG eigene Entscheidungen übertrug, so Müller. Die VG Kirn-Land habe in Becherbach ein Vorranggebiet ausgewiesen und müsse keine weiteren Flächen zulassen - Nachfragen zu Simmertal wollte er nicht beantworten - die Sorgen und Nöten der Limbacher Bürger hätten Priorität, sagte Müller.
Nach einem Fazit befragte der Öffentliche Anzeiger rein zufällig zwei Personen: Christian Schäfer aus Hundsbach und Sonja Ott, die neue Besitzerin der Lochmühle "Der Abend hat allen die Augen geöffnet und gezeigt, wie wertvoll und schützenswert unsere intakte Heimat ist. Als direkt Betroffene müssen wir handeln und den Bürgerwillen transparent machen", sagten sie.