Wanderer machten Station in Bärweiler und in der Winzergenossenschaft Rheingrafenberg |
mit freundlicher Genemigung |
Auf dem Radweg in Richtung Monzingen waren diese Jungs aus Meddersheim unterwegs. Seit ihrem 16. Lebensjahr „bündeln“ sie gemeinsam. Foto: Bernd Hey |
27. 12. 2013 - BÄRWEILER /Meddersheim
„Heit uff!" Schon in aller Herrgottsfrühe prangte am Freitagmorgen am Bündelchestag eine große Schultafel am Bärweilerer Feuerwehrhaus und lud die Pilgerschar mit Bollerwägelchen zum Verweilen.
Fördervereinsvorsitzender Jürgen Maurer, Wehrführer Rainer Matzke, Chefkoch Harald Skär und Michael Bier und Andreas Jache am Zapfhahn hatten um die Mittagszeit alle Hände voll zu tun. Und was vor Jahren noch reine „Männersache" war, hat sich auch in Bärweiler zum Positiven verändert; jedenfalls gaben Laura Bier und Yvonne Billard an den bereitgestellten Erbsensuppen- und Wursttöpfen ein gutes Bild ab.
„Bärweiler ist ein Muss, und wenn es regnet, bleiben wir einfach sitzen", sagte der Lauschieder Josef Hasemann, der mit einem Dutzend Männer querfeldein am Langenstein vorbei noch nach Kirschroth wollte. Von dort kamen Otfried Karch und Martin Fries, und von Hundsbach mit Bollerwägelchen eine Gruppe um Volker Reidenbach: „Heut' kann überhaupt nix mehr schiefgeh'n", meinten sie und waren gut gerüstet.
Es dürfte das 16. Bündelchesfest gewesen sein, das der 130 Mitglieder zählende Förderverein, etwa die Hälfte der Einwohner, seit 1998 ausgerichtet hat. Ein Jahr zuvor schlugen die Bärweilerer Feuerwehrmänner bei einem Ausflug in Hamburg auf St. Pauli und auf der Reeperbahn über die Stränge, und um die Kasse der Floriansjünger nicht über Gebühr zu belasten, wurde die Bewirtung am Tag nach Weihnachten erfunden. „Super Wanderwetter. Heute wird's voll", freute sich Michael Bier schon frühzeitig, viele Grüppchen und Cliquen hatten sich angemeldet.
Wenn Schnee liegt, kommen ganz wenige, plauderte Bier über die Erfahrungen vergangener Jahre aus dem Nähkästchen. Dreimal (1993, 1994 und 1997) war die 260-Seelen-Gemeinde Sieger im Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft". Außerdem kümmerten sich der Förderverein und die Feuerwehr um den Zusammenhalt und die Kameradschaft im Ort, und dies sei enorm wichtig, betonte der Aktive.
Eines steht fest: Der Verdauungsspaziergang an der frischen Luft weckte alle Sinne, und das Bärweilerer Feuerwehrhaus war eine gute und beliebte Einkehradresse. Es war ein Kommen und Gehen. „Wir werden deshalb so gerne frequentiert, weil wir auch überall hingehen und uns übers Jahr blicken lassen", erläuterten die Männer ihr Erfolgskonzept. Von alters her kennt man die kalte Jahreszeit nach Weihnachten als Raunächte und profan als die Zeit „zwischen den Jahren", die schon immer zum ausgiebigen Feiern genutzt wurde.
Dienstbote, Knechte und Mägde schnürten ihr Bündel und wechselten ihre Stellung, wanderten zu einem anderen Hof. Der „Bündelchestag" hat eine lange Tradition, nicht nur rund um Bad Sobernheim, sondern in der gesamten Region im Hunsrück, an Nahe, Glan und Lauter. „Wir sind alle Meddersheimer Jung." So sang gestern Mittag auch ein gutes Dutzend Jungs auf dem Radweg die ganze Naheweinstraße in Richtung Monzingen entlang.
Seit ihrem 16. Lebensjahr trifft sich dieselbe Gruppe Jugendlicher am Bündelchestag und absolviert ein strammes Tagesprogramm. Schon um 9 Uhr war bei Doris in der Winzerstube Treffpunkt, weiter ging es nach Merxheim in die „Pfalz" zum Mittagessen. Dann weiter nach Monzingen ins „Malibu" und ins „Alt-Monzingen" und am Abend in die Felkestadt. Und danach soll es vom „harten Kern" immer noch einige gegeben haben, die sich mit Sammeltaxi anstatt nach Hause zur After-Work-Party nach Winterbach fahren ließen. Ruhe über allen Wanderrouten: Bis zum Mittag hatte die Kirner Polizei noch keine einzige Einsatzbitte. Ein ruhiger Bündelchestag deutete sich an. Bei bestem Wetter – kühl, aber trocken – waren laut Polizei wohl weniger Wanderer unterwegs als erwartet.
Bernd Hey